A Revolution We Help to Shape

President of KIT, Professor Holger Hanselka, talks about artificial intelligence and his role in the steering committee of the learning systems platform

Article within the current edition of the KIT magazine lookKIT on information at the Karlsruhe Institute of Technology, Edition 4/2018. The text was written in German, an excerpt is available in English at the end of the text.

 

Anfang Dezember stellte die Bundesregierung in Nürnberg während des DigitalGipfels 2018 ihre Strategie Künstliche Intelligenz vor. Das Strategiepapier ist auch das Ergebnis intensiver Fachdiskussionen der rund 180 Expertinnen und Experten, die in der Plattform Lernende Systeme organisiert sind. Professor Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des KIT und Mitglied des Lenkungskreises – auch als Pate für die AG 3: IT-Sicherheit, Privacy, Recht und Ethik – gewährt lookKIT einen Einblick in die Arbeit der Plattform und einen Ausblick auf die Zukunft von Forschung, Lehre und Innovation zum Großthema KI.

 

lookKIT: Von wem und wieso wurde die Plattform Lernende Systeme ins Leben gerufen?

Professor Holger Hanselka: „Lernende Systeme – beziehungsweise Künstliche Intelligenz – bedeuten eine große Revolution, auf die man wissenschaftlich, wirtschaftlich und auch gesellschaftlich vorbereitet sein muss und die wir als Wissenschaft mitgestalten. Daher hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2017 die Plattform Lernende Systeme einberufen. Hier konzentriert sich mit rund 180 Fachleuten die Expertise aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Politik.“

 

lookKIT: Wie ist die Plattform organisiert, um das überaus komplexe Thema KI effektiv bearbeiten zu können?

Holger Hanselka: „Sieben interdisziplinäre Arbeitsgruppen bilden das Herzstück der Plattform. Hier erörtern die Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel die technologischen Grundlagen Lernender Systeme, die Mensch-MaschineInteraktion oder neue Geschäftsmodelle und den konkreten Einsatz von KI wie beispielsweise in intelligenten Verkehrssystemen, im Gesundheitswesen oder in schwer zugänglichen oder gefährlichen Umgebungen. Einen großen Raum nehmen zudem Sicherheitsaspekte und ethische sowie juristische Fragen ein. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen fließen dann in den Lenkungskreis ein, der daraus eine Gesamtmeinung und Handlungsempfehlungen ableitet und diese gebündelt der Regierung zur Verfügung stellt.“

 

lookKIT: Das KIT ist mit Ihnen im Lenkungskreis sowie den zwei Arbeitsgruppenleitern Professor Jörn Müller-Quade (siehe Seite 26) und Professor Jürgen Beyerer (siehe Seite 30) sowie weiteren Expertinnen und Experten in der Plattform stark vertreten. Woher kommt das intensive Engagement?

Holger Hanselka: „Die Mitglieder der Arbeitsgruppen und des Lenkungskreises wurden auf der Basis ihrer jeweiligen Kompetenzen berufen. Und es ist ja kein Geheimnis, dass wir in Karlsruhe eine lange Tradition im Bereich Informatik haben. Schon in den sechziger Jahren entwickelte Professor Karl Steinbuch in Karlsruhe mit der Lernmatrix eine frühe Version künstlicher neuronaler Netzwerke. Heute spielt die KI in fast allen Fachbereichen eine zunehmend wichtige Rolle – sei es beim Testfeld Autonomes Fahren und den entsprechend selbständig lernenden Fahrassistenzsystemen, dem interaktiven Assistenzroboter ARMAR-6 oder dem intelligenten Programm ,Lecture Translator‘ zur Simultanübersetzung. Darüber hinaus stellen wir mit drei Rechts-Professuren in der KIT-Fakultät für Informatik und mit unserem Institut für Technikfol genabschätzung (ITAS) sicher, dass wir in Forschung und Lehre auch die Segmente Recht und Ethik auf einer breiten Basis abdecken. Mit dem international renommierten Kompetenzzentrum für angewandte Sicherheitstechnologie KASTEL sind wir zudem in der Kategorie Cybersicherheit sehr stark aufgestellt. Über die Plattform Lernende Systeme stellen wir diese weit gefächerten Kompetenzen in puncto KI der Politik und somit auch der Gesellschaft zur Verfügung.“

 

lookKIT: Selbstständig lernende Systeme halten ja nicht nur in den klassischen Fächern wie Informatik, Maschinenbau oder Elektrotechnik Einzug. Auch in den Biooder Sozialwissenschaften wird KI verstärkt genutzt, um Prozesse zu beschleunigen oder zu neuartigen Diagnoseverfahren zu gelangen. Wie wird sich die Lehre am KIT im Hinblick auf Künstliche Intelligenz ändern?

Holger Hanselka: „So wie Simulationsverfahren in der Lehre seit über zehn Jahren Standard sind, werden KI-Anwendungen nun auch sehr rasch zum Standard in Lehre und Forschung gehören. Am KIT haben wir soeben die Stiftungsprofessur der Carl-Zeiss-Stiftung zum Thema ,Autonome Lernende Roboter‘ eingeworben, die derzeit in Besetzung ist. Das Besondere im Vergleich zu anderen Standorten ist dabei der Anwendungsbezug der Karlsruher KIForschung. Dies wird auch die fünf weiteren Professuren auszeichnen, die für diese neue Fächergeneration am KIT geplant sind. Wir sehen aber auch die Notwendigkeit, unsere Absolventinnen und Absolventen zunehmend ganzheitlich auszubilden. Der Trend geht durch die KI eindeutig weg vom klassischen Programmieren, hin zu einem kreativeren Ansatz, der die Mensch-Maschine-Interaktion mit einschließt. Darüber hinaus werden Vorlesungen in Recht und Ethik mit Sicherheit verpflichtend werden, da Lernende Systeme ja völlig neue Anforderungen sowohl an die Entwickler als auch an die Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt stellen werden.“

 

lookKIT: Gibt es erste Ausgründungen aus dem KIT mit KI-Bezug?

Holger Hanselka: „Ja, die gibt es. Das schon erwähnte intelligente Programm zur Simultanübersetzung, der Lecture Translator, ist unter anderem regelmäßig im Vorlesungsbetrieb am KIT, aber auch bei Facebook im Einsatz. Auch im Europäischen Parlament wurde er bereits erfolgreich getestet. Darüber hinaus beschäftigt sich die Firma „understand.ai“ (siehe Seite 42, Anm. der Red.) mit der KI-gestützten Auswertung von bewegten und unbewegten Bildern. Dies kommt beispielsweise bei selbstfahrenden Systemen zum Einsatz, um die vorausliegenden Verkehrsund Straßenverhältnisse präzise einstufen zu können – und daraus autonom Entscheidungen abzuleiten. Eine weitere spannende Ausgründung ist ,thingsTHINKING‘. Die hier entwickelte Künstliche Intelligenz versteht Texte auf einer semantischen Ebene und ist so etwa in der Lage, Mängel in komplexen technischen Dokumenten oder juristischen Verträgen aufzuspüren. Ich bin mir sicher, dass es aus dem Gebiet der KI noch viele weitere Firmengründungen aus dem KIT heraus geben wird.“

 

Dokument „Eckpunkte der Bundesregierung für eine Strategie Künstliche Intelligenz“ www.ki-strategie-deutschland.de/home.html

Info Plattform Lernende Systeme: www.plattform-lernende-systeme.de/home.html

Das Gespräch führte Brigitte Stahl-Busse

 

Excerpt in English

President of KIT, Professor Holger Hanselka, talks about artificial intelligence and his role in the steering committee of the learning systems platform

Translation: Patrizia Pasquazi

 

At the beginning of December, the federal government presented its artificial intelligence strategy at the 2018 Digital Summit in Nuremberg. The strategy paper is the result of intensive discussions organized on the Learning Systems platform. Professor Holger Hanselka, President of KIT, member of the Steering Committee and sponsor of the WG 3 for IT Security, Privacy, Legal and Ethics, provides an insight into the work of the platform and an outlook on the future of research, teaching, and innovation on the major issue of AI. In an interview with lookKIT, he rates self-learning systems as a major revolution requiring scientific, economic, and social preparations. That is why the Federal Ministry of Education and Research in 2017 enlisted the help of the Learning Systems Platform, which gathers the expertise of about 180 specialists from industry, administration, science, and politics.

 

Seven interdisciplinary working groups form the heart of the platform. This is where colleagues discuss the technological basis of self-learning systems, man-machine interaction and new business models, as well as the use of AI in intelligent transport systems, healthcare and environments that are dangerous or difficult to access. Security aspects and ethical and legal issues also receive a fair amount of attention. The results from the working groups are then fed to the Steering Committee, which reaches a consensus and makes recommendations for action that are communicated to the government.

 

 

KIT is well represented on the platform with Holger Hanselka on the Steering Committee and two working group heads, Professor Jörn Müller-Quade and Professor Jürgen Beyerer, among the other experts. Professor Michael Decker is a member of the Sherpa Circle and a direct link between the working groups and the Steering Committee (see page 14).

 

Information on the Learning Systems Platform: www.plattform-lernende-systeme.de/home-en.html